Die Clubszene in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen steht vor einer Reihe an Problemen. «Aktuell überlegt sich jeder dreimal, ob er einen Club aufmacht», sagte Nadia Schmidt aus dem Fachbereich Kultur der Stadt Halle. Sie ist Mit-Organisatorin der Mitteldeutschen Konferenz für Nachtkultur, die heute und am Freitag in Jena stattfindet.
Großes Thema sei derzeit die Verdrängung aus den Innenstädten. Es gebe immer mehr Konflikte mit Anwohnerinnen und Anwohnern. «Da erleben wir, dass sich das seit Corona zugespitzt hat.» In etlichen Städten seien in den vergangenen Jahren Nachtbeauftragte oder sogenannte Nachtbürgermeister installiert worden, die das Thema mit anpacken sollen. Unter anderem gibt es in Erfurt, Jena, Leipzig und Halle solche Anlaufstellen.
Anderes Ausgehverhalten seit Corona
Generell habe sich das Ausgehverhalten seit der Pandemie grundlegend verändert, sagte Schmidt. «Wir haben eine Generation, die wir wieder abholen müssen, die es nicht gewohnt war in Clubs zu gehen.» So langsam kehre das Publikum aber zurück und auch finanziell gehe es nach den harten Pandemie-Jahren wieder bergauf, ergänzte sie.
Sie empfinde Clubs und Konzertspielstätten als Schmelztiegel der Gesellschaft. «Das Problem ist: Alles ist teurer geworden.» Die Kosten für den Betrieb von Clubs seien teurer geworden, das schlage sich letztlich auch auf die Eintritts- und Getränkepreise nieder. Früher hätten Clubbesuche im Verhältnis weniger gekostet.
Kleine Initiativen beleben die Szene
Generell sei die Nachtkultur schon immer zäh und gezwungen, sich an neue Bedingungen anzupassen, sagte Schmidt weiter. Aktuell würden zwar kaum größere Clubs eröffnet. Dafür gebe es viele neue kleine Initiativen und Kollektive.
Auch im ländlichen Raum gebe es immer wieder kleine Projekte. «Es gibt wirklich Leute, die sind unglaublich engagiert.» Dabei gebe es gerade in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen immer wieder Anfeindungen. «Für eine Clubkultur, die auch Vielfalt schätzt, ist es eine Herausforderung, wenn es einen Rechtsruck gibt», sagte Schmidt.
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